Der Umbruch «Formgewordene Dystopien, visualisierte Utopien und surreale Bildwelten mit ambivalenter Gültigkeit – das sind die zentralen Elemente in Michael Streuns Gemälden», schreibt der Kunsthistoriker Mario Schlachter. Die Werke thematisieren gesellschaftliche Umwälzungen und Umbrüche und enthalten gleichzeitig hoffnungsvolle Komponente. 2017, kurz nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz in Berlin, verbrachte ich dank einem Stipendium der Stadt Thun ein intensives halbes Jahr in dieser lebhaften und sich in einer Art Schockstarre befindlichen Metropole. Die Stimmung von damals in dieser Grossstadt und die Entwicklungen der letzten Jahre mit der Pandemie, den zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen und dem folgenschweren Krieg beschäftigen mich seither. Und die sich immer mehr «in Rage» befindliche Welt. Ich entwickle meine figurative Malerei stetig weiter und arbeite vermehrt auf grösseren Formaten. Die Kompositionen spiegeln keine Tagesaktualität wider, sondern machen die unaufhörlichen Veränderungen sichtbar. Ich arbeite langsam. So langsam, dass die Bilder manchmal während des Malprozesses von der Aktualität überholt werden. Dadurch entstehen surreale Überblendungen und Überlagerungen. Sie spiegeln die Komplexität unserer Zeit. Diesen «anrührenden» Bilderthemen der Gegenwart setze ich eine optimistisch starke Kraft mit kleinformatigen Porträts von jungen «Powerfrauen» entgegen. Ich gebe ihnen Namen mit «A». A steht für Aufbruch. Durch ihre Präsenz schaffe ich eine Balance. Die Serie bildet zwischen düsteren Aspekten des Zeitgeschehens das selbstbewusste Gegenstück. Dieses Kapitel zeigt eine Auswahl der entstandenen Werke und Studien der letzten fünf Jahre zu diesem Themenbereich. Ein Umbruch fand in dieser Zeit auch in meiner Malweise statt.